Surya Namaskar.
Die Sonne ist unsere Hauptlebensquelle. Ohne das Licht und die Wärme der Sonne wäre das Leben auf der Erde nicht möglich. Zudem beeinflußt sie unsere Stimmung. Es überrascht nicht, dass viele Kulturen die Sonne anbeten und für Heilig halten.
Surya Namaskar, der Sonnengruß, ist ein Übungszyklus aus normalerweise 12 Asana. Die Zahl Zwölf steht symbolisch für die zwölf Doppelstunden des Tages und für die zwölf Monate eines Jahres. Der Sonnengruß gehört wohl zu den ältesten Übungsfolgen im Yoga und ist eine unerlässliche Aufwärmübung für jede Yogastunde.
Der Sonnengruß ist eine Asana-Sequenz von Beugungen (Flexion) und Streckungen (Extension), die in einer bestimmten Reihenfolge praktiziert werden, um so die großen Muskel-Gruppen zu kräftigen und zu dehnen, sowie Hitze im Körper entstehen zu lassen. Jede Bewegung wird mit der Atmung koordiniert. Mit der Einatmung erfolgt die Streckung, mit der Ausatmung die Beugung; geatmet wird durch die Nase. Im Ashtanga Yoga ist es zudem üblich beim Sonnengruß die Ujjayi Atmung ein zusetzten.
Die einzelnen Positionen des Sonnengrußes, die fließend ineinander übergehen, werden auch Vinyasa genannt. Das Sanskrit-Wort Vinyasa ist eine Kombination aus den Wörtern „Nyasa“ und „Vi“. Nyasa bedeutet Stellung, Lage, Anordnung; Vi bedeutet „auf eine bestimmte Art. Mit dem Wort Vinyasa wird also eine fließende, dynamische Form von Yoga beschrieben, die die Asana in einer bestimmten Sequenz anordnet und dabei Bewegung und Atmung in Verbindung bringt. Genau diese Kombination verleiht Vinyasa Yoga seinen ganz eigenen Rhythmus.
In den verschiedenen Yoga-Richtungen und Traditionen gibt es verschiedene Varianten des Sonnengrußes, die auch mal mehr oder weniger als 12 Asana enthalten können. Die Grundpositionen sind aber in allen Varianten des Sonnengrußes enthalten. Zudem wird zwischen dem Sonnengruß A und B unterschieden.
Wirkung des Sonnengrußes.
Der Sonnengruß wirkt wie alle Asana im Yoga sowohl auf körperlicher wie auch auf geistiger und physischer Ebene:
- Der Sonnengruß wärmt den Körper auf, dehnt ihn, aktiviert wichtige Muskelgruppen und bereitet ihn so auf die nachfolgende Asana-Praxis vor.
- Er erweitert die Atemräume im Körper und erhöht so das Atemvolumen.
- Er bringt das Herz-Kreislauf-System in Schwung.
- Der Sonnengruß ist eine dynamisch Übungsfolge mit einem kontinuierlichen Wechsel aus Vor- und Rückbeugen sowie Umkehrhaltungen. Diese Kombination harmonisiert auf allen Ebenen.
Der Sonnengruß A.
Der Sonnengruß A ist die bekannteste Variante der beiden Sonnengrüße. Er wird gerade für Anfänger im Yoga gerne in den „halben Sonnengruß“ unterteilt. Der Sonnengruß kann grundsätzlich bereits mit Kindern ab 3 Jahren geübt werden. Die Positionen Brett mit gestreckten Armen (Phalakasana) und Brett mit gebeugten Armen (Chaturanga Dandasana) im Sonnengruß A sollten allerdings erst mit Kindern ab ca. 6 Jahren geübt werden. Jüngere Kinder kommen an dieser Stelle vom Herabschauenden Hund (Adho Mukha Svanasana) einfach direkt in die Bauchlage und von dort aus in die Kobra (Bujangasana). Bei älteren Kindern kann dann die Asana Kobra (Bujangasana) auch durch den Heraufschauenden Hund (Urdhva Mukha Shvanasana) ersetzt werden.
Der Sonnengruß B.
Neben dem Sonnengruß A gibt es noch den Sonnengruß B. Hierbei handelt es sich um eine kraftvolle Asana-Sequenz aus dem Ashtanga Yoga. Dort wird der Sonnengruß B direkt nach dem Sonnengruß A geübt. Der Sonnengruß B erweitert die Bewegungen des ersten Sonnengrußes und enthält zusätzlich die folgenden beiden Asana: Stuhl (Utkatasana) und Held I (Virabhadrasana I). Der Sonnnengruß B ist dafür bekannt, dass er vorallem die Muskeln im Oberkörper (Arme, Schultern, oberer Rücken) kräftigt, sowie körperliche Ausdauer und Kraft trainiert.
Da der Sonnengruß B eine sehr kraftvolle Übungs-Sequenz ist, sollte er deshalb erst mit Kindern ab 12 Jahren geübt werden. Für die Yogastunden mit Jugendlichen ist der Sonnengruß B aber eine echte Bereicherung denn er bringt Abwechslung und ist eine kraftvolle Herausforderung für die Jugendlichen.
Praxis-Tipps für die Kinderyogastunde.
Die Positionen des Sonnengrußes mit einer kleinen, einfachen Geschichte zu verbinden ist ideal, um den Kindern den Sonnengruß zu vermitteln. Auf diese Weise merken sie sich die Positionen am einfachsten. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt und schön ist es auch mit den Kindern einfach zusammen eine Geschichte zum Sonnengruß zu erfinden.
Wenn die Kinder mit dem Sonnengruß vertraut sind und die einzelnen Asana kennen, ist der Sonnengruß als La-Ola-Welle eine sehr schöne Abwechslung. Wer kennt die La-Ola-Wellen aus den Fußballstadien nicht? Da muß man einfach mitmachen und will gar nicht mehr aufhören. Für den Sonnengruß stehen dabei alle in einem Kreis und es wird festgelegt, welches Kind beginnt und in welche Richtung die Welle gehen soll z.B. nach rechts. Das erste Kind beginnt dann mit der ersten Position des Sonnengrußes; das Kind rechts daneben folgt der gleichen Bewegung und immer so weiter bis die Welle beim ersten Kind wieder angekommen ist. Das erste Kind beginnt dann wieder mit der 2. Position des Sonnengrußes und immer so weiter.
Stundenbilder „Lerne den Sonnengruß im Kinderyoga!“
Mein Kurskonzept „Lerne den Sonnengruß im Kinderyoga“ für Kinder im Alter von ca. 5 bis 6 Jahren umfasst 5 vollständig ausgearbeitete und aufeinander abgestimmte Stundenbilder. In den ersten beiden Stundenbildern lernen die Kinder den ersten Teil des Sonnengrußes A (Sonnenuntergang) kennen. In den Stundenbildern 3 und 4 steht der zweite Teil des Sonnengrußes (Sonnenaufgang) im Mittelpunkt. In Stundenbild 5 werden die beiden Teile des Sonnengrußes zusammengefügt und die Kinder lernen den vollständigen Sonnengruß als fließende Asana-Sequenz. Ergänzt werden die einzelnen Stundenbilder mit Atem-Übungen, Asana-Sequenzen, Bewegungsspielen und Visualisierungsübungen.
PDF Download Kurskonzept Kinderyoga „Lerne den Sonnengruß im Kinderyoga!“
Bilderquelle: ©detailblick-foto 164541722 Adobe Stock (vormals Fotolia)