Was sind Mudras?
Ein Mudra (Sanskrit: Mudra = Siegel) ist eine Handgeste, Handstellung oder Handbewegung. Mudras kommen aus dem Hinduismus und dem Buddhismus und deshalb zeigen viele Bilder und Statuen von indischen Göttern eine bedeutungsvolle Handhaltung. Mudras sind ein wichtiger Teil der Yoga-Praxis. Sie haben nicht nur eine symbolische Bedeutung, sondern wirken auch auf den Energiefluss in unserem Körper und auf unsere Stimmung. Am bekanntesten sind Mudras, die mit Händen und Fingern geformt werden. Das bekannteste Mudra im Yoga ist Anjali Mudra auch Gebetshaltung oder Namasté-Haltung genannt. Dieses Mudra ist Symbol für Respekt und Frieden. Bei Begrüßungen im indischen Kulturraum zeigt diese Geste die Ehrfurcht und den Respekt vor dem Göttlichen im Menschen. Anjali Mudra wird entweder mit den Händen in Höhe des Herzens oder in Höhe des dritten Auges gehalten (Ajna-Chakra). Allerdings kann man Handhaltungen mit besonderer Bedeutung auf der ganzen Welt finden wie zum Beispiel Daumen hoch oder das Peace-Zeichen. Zudem setzt fast jeder Mensch in seinem Alltagsleben Gesten zur Kommunikation ein und bildet so auch unbewusst Mudras.
Eine Mudra wird mit den Fingern gebildet und einige Atemzüge oder Minuten lang gehalten. So kann eine Mudra z.B. mit einer Atem – Übung oder Asana kombiniert werden in der oder auch im Rahmen der Meditation gehalten werden.
Mudras sind immer auch ein schönes Thema für die Yogastunde mit Kindern und Teenagern. Kinder lieben Fingerspiele. Egal ob bei den Kleinsten in der Spielgruppe oder später im Kindergarten, Fingerspiele dürfen einfach nicht fehlen. Und das gleiche gilt hierbei auch für die Kinderyogastunde. Viele Fingerspiele lassen sich ganz einfach abwandeln und können so auch passend in der Yogastunde eingesetzt werden. Aber neben den klassischen Kinder-Fingerspielen gibt es auch noch Mudras, die sich ebenfalls wunderbar hierfür eignen. Die kleinsten Yogis haben mit Mudras einfach ganz viel Spaß, die Jugendlichen finden sie cool. Aber welche Mudras eigenen sich für Kinder und Jugendliche?
Geeignete Mudras für Kinder und Jugendliche.
Nicht alle Mudras eigenen sich für Kinder und Jugendliche, vor allem die kleinen Kinderhände können viele Mudras noch nicht bilden. Allein deshalb ist es schon wichtig, die passenden Mudras auszuwählen. Für Jugendliche sollten die Mudras so ausgewählt werden, dass sie in der herausfordernden Phase der Pubertät bei verschiedenen Themen gezielt unterstützen und so von den Jugendlichen auch im Alltag integriert werden können.
Ganesha Mudra (Mut)
Das Ganesha Mudra ist nach der hinduistischen Gottheit Ganesha benannt. Ganesha ist eine der prominentesten und beliebtesten Gottheiten der Hindus. Er ist der Gott des Wissens und derjenige, der uns Hindernisse und Probleme aus dem Weg räumt. Das Ganesha Mudra steht für Stärke und Kraft, aber auch für Mut, Vertrauen und Offenheit. Es wirkt stärkend auf das Anahata Chakra (Herzchakra).
Die Position der vor der Brust verschränkten Hände mit den Ellenbogen breit, stellt Schutz dar, symbolisiert aber auch, dass unsere größten Hindernisse oft von uns selbst verursacht werden. Unsere eigenen Zweifel, Ängste und Unsicherheiten sind oft die einzigen Dinge, die uns zurückhalten. Mit diesem Wissen können wir erkennen, dass die eigentliche Arbeit darin besteht, unsere eigenen Hindernisse zu beseitigen, anstatt außerhalb von uns nach Antworten auf die Probleme des Lebens zu suchen.
Beim Ganesha Mudra wird die linke Hand so vor der Brust gehalten, dass die Handfläche nach außen zeigt. Die rechte Hand greift dann in die linke Hand, wobei die rechte Handfläche zum Körper hinzeigt. Die Hände werden in der Höhe des Herzens gehalten. Mit dem Einatmen werden die Hände auseinandergezogen, aber ohne dabei loszulassen. So spannen sich die Muskeln in der Brust und in den Oberarmen an. Mit der Ausatmung wird die Spannung gelöst.
Tse Mudra (Entspannung)
Gefühle wie Wut, Ärger oder Zorn schlucken wir gerne hinunter oder unterdrücken sie einfach. Die Gefühle sind damit nicht weg, sondern zeigen sich in körperlicher Anspannung. Deshalb ist es wichtig Dampf anzulassen und die Anspannung im Körper abzubauen. Das Tse Mudra hilft bei der Verarbeitung von negativen Gefühlen wie Wut, Ärger oder Zorn und reinigt die Energien. Dadurch wirkt das Tse Mudra beruhigend und entspannend.
Für das Tse Mudra legst du deine Hände locker auf die Oberschenkel, wobei die Handflächen nach oben zeigen. Dann bringst du den Daumen zur Wurzel des kleinen Fingers und umschließt ihn mit den übrigen Fingern. Das Tse Mudra kannst du mit einer Hand halten oder mit beiden.
Bitte beachte beim Tse Mudra, dass es nicht darum geht die Hände zu einer verkrampfen Faust zu ballen. Der Daumen wird sanft an die Wurzel des kleinen Fingers gelegt und die übrigen Finger werden liebevoll darumgelegt.
Hakini Mudra (Konzentration)
Das Hakini Mudra ist nach der Göttin Hakini benannt. Sie ist die Göttin des Stirnchakras (Ajna), dass sich zwischen unseren Augenbrauen oberhalb der Nasenwurzel befindet, und soll zu höherer Erkenntnis und Klarheit führen. Das Hakini Mudra unterstützt somit die Konzentrations- und Merkfähigkeit und hilft dabei sich zu fokussieren.
Lege für das Hakini Mudra die einzelnen Fingerspitzen einer Hand locker auf die gleichen Fingerspitzen der anderen Hand. Die Fingerspitzen berühren sich so mit sanftem Druck. Die Handflächen bleiben locker und mit Abstand zueinander, so dass ein Zwischenraum entsteht. Das Mudra kann entweder in Brusthöhe gehalten werden oder in Höhe des dritten Auges, dem Punkt zwischen den Augenbrauen.
Garuda Mudra (Innere Stärke)
Das Garuda Mudra wird auch Siegel des Adlers genannt. Es symbolisiert die Flügel eines Adlers. In der indischen Mythologie ist Garuda, der göttliche Adler, das Reittier von Vishnu. Der Adler ist der König der Lüfte und steht für innere Freiheit, Klarheit und Leichtigkeit. Dem Garuda Mudra wird sowohl das Element Luft für die Leichtigkeit als auch das Element Feuer für die Stärke zugeordnet. Durch Feuer und Stärke überwindet Garuda alles Negative. Auf der körperlichen Ebene hilft das Garuda Mudra gegen Erschöpfung, Stimmungsschwankungen, aktiviert den Blutkreislauf und erleichtert die Atmung in Stresssituationen.
Das Besondere am Garuda Mudra ist, dass es sowohl statisch als auch dynamisch gehalten werden kann. Im Folgenden ist die Grundstellung des Garuda Mudra beschrieben: Komm für das Garuda Mudra in die Sitzposition und halte die Hände vor dem Herzen. Um das Garuda Mudra zu bilden, wird die rechte Hand auf den linken Handrücken gelegt. Dabei sind die Finger gespreizt. Dann werden die Hände gegeneinander geschoben (die rechte Hand nach links schieben und die linke Hand nach rechts) bis sich die Daumen verhaken.
Dhyana Mudra (Stille)
Für das Dhyana Mudra werden die Hände wie Schalen in den Schoß gelegt, wobei die linke Hand auf der rechten liegt. Beide Daumen berühren sich an den Spitzen. Die Hände symbolisieren dabei eine Schale und die Daumen bilden den Henkel der Schale. Das Dhyana Mudra symbolisiert die innere Versenkung, Konzentration und Meditation und wird die deshalb auch Meditationsgeste genannt. Dieses Mudra hilft uns dabei Dinge loszulassen.
Varuna Mudra (Loslassen)
Das Varuna Mudra wurde nach dem hinduistischen Gott „Varun“ benannt; dem Wassergott. Er ist der Hüter der Gewässer und der König der Wassertiere. Das Mudra wird deshalb auch Siegel des Wassers genannt. Die enge Verbindung des Varuna Mudras mit dem Element Wasser gibt ihm die Fähigkeit sowohl auf körperlicher als auch auf geistiger Ebene zu wirken. Durch das Praktizieren des Varuna Mudras bringen wird die Lebens – Energien, die Gedanken und Emotionen ins Fließen. Genauso wie das Wasser hat deshalb auch das Varuna Mudra eine reinigende Wirkung. Es unterstützt uns zudem bei Veränderungen. Emotionen, Lebensenergie und Lebensfreude sind zudem auch die Themen des Sakralchakras (Svadhisthana Chakra) und so ist das Varuna Mudra mit dem Sakralchakra verbunden.
Die Spitze des kleinen Fingers berührt die Daumenspitze, während die anderen Finger gerade ausgestreckt werden.
Vajrapadama Mudra (Herzkraft)
Das Vajrapadama Mudra ist
- Pradama bedeutet Zuversicht.
- Dama bedeutet Ruhe des Geistes.
- Pra ist das, was zur Ruhe des Geistes führt.
- Vajra heißt Diamant; wird aber auch mit Blitz übersetzt.
Vajrapradama ist also die unerschütterliche Zuversicht, das feste Vertrauen und konsequente Glaube ins sich selbst, der in unserem Herzen verankert ist. Damit symbolisiert Vajrapadama Mudra eine „Waffe“ gegen jede Art von Zweifel und diese Waffe ist am Ende unsere Herzkraft. Das Mudra stärkt damit unser Selbstvertrauen und wirkt sich positiv auf unsere körperliche, geistige und emotionale Gesundheit aus.
Lockere zuerst kurz deine Finger und Hände. Für das Vajrapadama Mudra werden dann ausgehend vom kleinen Finger die 4 Finger sanft und locker ineinander verschränkt, wobei die Zeigefinger nicht ganz so tief verschränkt sind und leicht nach oben gehen. Die Daumen werden nicht verschränkt, sondern zeigen frei nach oben.
Uttarabodhi Mudra (Energie)
Uttaharabodhi Mudra schenkt Körper und Geist neue Kraft und positive Energie. Zudem fördert es die Konzentration und baut geistigen Stress ab. Uttaharabodhi Mudra kann in verschiedenen Positionen gehalten werden. Wird es vor dem Herzen ausführt, steht Uttarabodhi Mudra auch für die Öffnung des Herzens und erinnert uns daran die Emotionen nicht im Herzen gefangen zu halten, sondern fließen zu lassen.
Für das Uttarabidhi Mudra werden die Hände miteinander verschränkt. Dann werden die Zeigefinger gestreckt und aneinandergelegt; gleiches mit den Daumen. Die Zeigefinger weisen Richtung Himmel und die Daumen Richtung Brustbein.
Die oben im Bild gezeigten Mudra – Karten stehen zum Download zur Verfügung. Beide Kartensets sind miteinander kombinierbar und enthalten zusätzlich Ideen und Inspirationen für die kreative Übungs – Praxis mit Kindern und Jugendlichen. In dieser Inspirations – Sammlung sind Mudra – Übungen in Kobination mit Klangschalen beschrieben, aber auch Mudras in Anfangsritualen, Mudras in Entspannungs- und Visualisierungs-Übungen, Mudra – Flows oder auch Mudras in Kombination mit der Asana – Praxis.
Durch die ausdruckbaren Mudra-Karten der beiden Sets kannst du mit den Karten aktiv und sehr flexibel in der Yogastunde arbeiten und bei Bedarf einfach neue ausdrucken. Zudem hast du die Möglichkeit jedem Kind oder Jugendlichen in deinem Yogakurs eine Mudra-Karte zur Verfügung zu stellen, die dann sogar mit nach Hause genommen werden kann.
Stundenbild Teen „Mudras – Du hast es in der Hand.“
Im Mittelpunkt dieses Stundenbildes für Jugendliche im Alter ab ca. 14 Jahre stehen 3 Mudras Ksepana Mudra, Mushti Mudra und Hridaya Mudra zu den Themen Kopf-Chaos, Herz-Schmerz und Bauch-Wut. Jedes Mudra verbinden wir mit der Atmung und Atem-Affirmationen, um blockierende Emotionen zu lösen und die Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen. Die Mudras wurden so ausgewählt, dass sie von den Jugendlichen auch im Alltag unauffällig praktiziert werden können. Zu jedem Thema ergänzen wir passende Yoga-Übungen, Asana und Mudra Flows, um auch die körperliche Anspannung bei Kopf-Chaos, Herz-Schmerz und Bauch-Wut zu lösen. Auch hier wurden gezielt Übungen ausgewählt, die von den Jugendlichen auch im Alltag problemlos praktiziert werden können, wie beispielsweise der stumme Wutschrei. Zum Abschluss der Yogastunde entspannen die Jugendlichen in Shavasana mit Hilfe der Klangwellen einer Klangschale ihren Körper und Geist. Auch hier greifen hier nochmal die zentralen Körperbereiche Kopf, Herz und Bauch aus der Yogastunde auf.
PDF Download Stundenbild Teen „Mudras – Du hast es in der Hand.“
Kartenset „Mudras – Yoga für die Hände“ von Andrea Christiansen
Zum Abschluss möchte ich dir noch das Kartenset Mudras – Yoga für die Hände von Andrea Christiansen empfehlen, dass ebenfalls eine tolle Ergänzung ist und mit dem ich sehr gerne arbeite. Das Set enthält 45 Mudra-Karten. Auf der Vorderseite wird das Mudra gezeigt. Die Rückseite enthält eine kurze Übungsanleitung für das jeweilige Mudra, eine Auflistung von Wirkung und Anwendungsmöglichkeiten, sowie ein Hinweis auf welches Chakra das Mudra wirkt. Durch ihre Größe im Format 12 x 8,5 cm und ihre übersichtliche, illustrierte Darstellung eignen sich die Karten ideal für den Einsatz in der Yogastunde mit Kindern und Teenagern. Aber auch im Rahmen der Kurs- und Stundenvorbereitung habe ich diese Karten schnell zu schätzen gelernt!
Das Kartenset wird zusammen mit einem kleinen ergänzenden Büchlein geliefert, dass die folgenden Kapitel enthält:
- Wissenswertes über Mudras
- Mudras im Alltag
- Mudras und Chakras
- Mudras von A bis Z
Besonders wertvoll finde ich hier das Kapitel „Mudras und Chakras“ in dem man ganz schnell die passenden Mudras zu den einzelnen Chakren findet. Zudem gibt es am Anfang des Buches viele Tipps und Anregungen, wie man die Karten nutzen kann und wie man mit ihnen „spielen“ kann. Allein mit diesen Ideen kann man schon einige Yogastunden füllen.
*Beitrag enthält bezahlte Affiliate-Links.
**Werbung: Das Buch „Mudras – Yoga für die Hände“ wurde als Rezensionsexemplar vom Irisana Verlag zur Verfügung gestellt. In diesem Zusammenhang gilt: Dieser Artikel spiegelt meine eigene und vor allem ehrliche Meinung wider und was mich nicht überzeugt, landet nicht auf dem Blog.
Bilderquelle: ©Neustockimages 8364242 istockphoto.com