Lebendige Yoga-Philosophie im Kinderyoga.
Kinderyoga ist weit mehr als Bewegung und Entspannung – es ist eine wunderbare Möglichkeit, Kindern Werte für ihr Leben mitzugeben. Die Yoga-Philosophie ist zudem auch schon für Kinder und Jugendliche eine Anleitung, um das Leben besser zu verstehen, ein Ratgeber um den Alltag leichter zu meistern und sich selbst zu entwickeln. Vielleicht hast du dich deshalb auch schon einmal gefragt, wie du die Yoga-Philosophie kindgerecht in deine Yogastunden einbauen kannst, ohne dass sie abstrakt oder langweilig wirkt? Die Yamas, sind nicht nur die erste Stufe im achtgliedrigen Yoga-Pfad von Patanjali, sondern bieten dir hier auch einen einen perfekten Einstieg. In diesem Beitrag stelle ich dir 3 Yamas vor, die jedes Kind kennen sollte. Sie machen dein Kinderyoga noch wertvoller und helfen Kindern dabei, sich selbst besser zu verstehen, Vertrauen in die eigene Stärke zu entwickeln und achtsamer mit sich und anderen umzugehen.
Ahimsa – Freundlichkeit beginnt bei mir.
Ahimsa, die Gewaltlosigkeit, ist das erste Yama der Yoga-Philosophie und damit der Grundpfeiler der gesamten Kinderyogapraxis. Ahimsa bedeutet aber nicht nur das Vermeiden von Gewalt, sondern das aktive Fördern von Freundlichkeit, Mitgefühl und Respekt gegenüber anderen und sich selbst. Die Praxis von Ahimsa beginnt also im Herzen eines jeden Einzelnen von uns und erstreckt sich von dort aus nach außen – in unsere Gedanken, Worte und Taten. Warum ist Ahimsa gerade für Kinder so wichtig ist? Kinder erleben heute viele Herausforderungen – von Gruppendynamiken in der Schule bis hin zu den eigenen Unsicherheiten. Ahimsa schenkt ihnen einen inneren Kompass, durch den sie lernen, wie sie freundlich zu sich selbst und zu anderen sein können und das auch in schwierigen Momenten. Diese wertvolle Botschaft stärkt ihr Selbstbewusstsein und fördert ein harmonisches Miteinander .
Übung für deine Kinderyogastunde: Lass die Kinder mit jedem Einatmen eine freundliche Botschaft für sich selbst denken („Ich bin gut, so wie ich bin.“) und mit jedem Ausatmen eine freundliche Botschaft für jemand anderen senden („Möge es dir gut gehen.“).
Satya – Die Kraft der Wahrheit.
Satya, der Yama der Wahrhaftigkeit, lehrt uns, ehrlich zu sein – sowohl gegenüber anderen als auch vor allem gegenüber uns selbst. Für Kinder bedeutet dies, ein Verständnis dafür zu entwickeln, dass sie in ihrer wahren Form akzeptiert und geliebt werden, so wie sie sind – mit all ihren Stärken, aber auch mit ihren Schwächen. Gerade in jungen Jahren ist es entscheidend, dass Kinder lernen, authentisch zu sein, ohne Angst vor Ablehnung oder Druck. Satya hilft ihnen, den Mut zu finden, ihre eigenen Gefühle, Gedanken und Wünsche anzuerkennen und diese ehrlich auszudrücken.
Es geht darum, die Angst vor Fehlern oder dem Urteil anderer abzubauen und den Wert der eigenen Wahrheit zu verstehen. Kinder, die Satya in ihr Leben integrieren, erkennen, dass es keinen Grund gibt, sich zu verstellen oder eine Rolle zu spielen, nur um den Erwartungen anderer zu entsprechen. Stattdessen dürfen sie sich selbst mit all ihren Facetten annehmen. Durch diese Ehrlichkeit wird nicht nur das Vertrauen in sich selbst gestärkt, sondern auch das Vertrauen in die Beziehungen zu anderen.
Übung für deine Kinderyogastunde: Jedes Kind darf von einem Moment erzählen, in dem es sich getraut hat, ehrlich zu sein – auch wenn es schwer war. Wie hat sich das angefühlt? Danach überlegen wir gemeinsam: Gibt es Situationen, in denen ich mich verstelle? Und was bräuchte ich, um mehr ich selbst zu sein? Verbinde dies gerne mit passenden Asana.
Asteya – Vertrauen in die eigene Fülle.
Asteya (Nicht-Stehlens) geht weit über das bloße Vermeiden von Diebstahl hinaus. In der yogischen Philosophie bedeutet Asteya nicht nur, dass wir materiellen Besitz oder Dinge von anderen nicht nehmen sollen – es geht viel tiefer. Es lehrt uns, dass wir aus uns selbst heraus vollständig und wertvoll sind, ohne dass wir etwas von anderen Menschen oder der Welt im Außen benötigen, um „genug“ zu sein. Diese Botschaft ist besonders wichtig für Kinder, die oft in einer Welt aufwachsen, die von Vergleichen, äußeren Erwartungen und Konsum geprägt ist.
Für Kinder kann Asteya ein grundlegendes Verständnis davon fördern, dass sie bereits alles in sich tragen, was sie brauchen, um glücklich und erfüllt zu sein. Sie müssen sich nicht ständig mit anderen messen oder Dinge besitzen, um sich als wertvoll zu fühlen. Vielmehr dürfen sie erkennen, dass wahre Erfüllung und Selbstwert aus dem Inneren kommen – aus ihrer eigenen Einzigartigkeit, ihren Talenten und ihrer Authentizität.
Asteya lehrt die Kinder auch, dass es in Ordnung ist, mit dem zufrieden zu sein, was sie haben. Sie müssen sich nicht ständig etwas wünschen oder das Gefühl haben, dass ihnen etwas fehlt, um sich „komplett“ zu fühlen. Dieses Yama fördert ein gesundes Maß an Dankbarkeit und Achtsamkeit für das, was bereits da ist.
Übung für deine Kinderyogastunde: Lass die Kinder sich vorstellen, sie hätten eine „Schatzkiste voller Talente“ in sich. Gemeinsam könnt ihr überlegen, welche einzigartigen Schätze jeder in sich trägt – denn jeder hat etwas ganz Besonderes in sich!
Die Yamas als wertvolle Grundlage für das Wachstum und die Entwicklung von Kindern.
Die Yamas Satya, Asteya und Ahimsa sind eine wertvolle Grundlage für das Wachstum und die Entwicklung von Kindern. Indem wir diese Prinzipien in die Kinderyoga-Praxis integrieren, schaffen wir einen Raum, in dem Kinder lernen, sich selbst zu respektieren, ehrlich zu sein und sich als wertvoll zu erkennen. Die Yamas Satya, Asteya und Ahimsa fördern nicht nur das innere Wohlbefinden der Kinder, sondern stärken auch ihre sozialen Beziehungen und ihre Fähigkeit, achtsam und respektvoll mit sich selbst und anderen umzugehen.
Ich wünsche dir viele inspirierende Momente mit deinen Yogakindern!
PDF Download von Stundenbildern für Kinderyoga zu den Yamas.